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Massnahmen + Erlebnis verbinden

Massnahmen + Erlebnis verbinden

Vollständige Geschichte erschienen in: FRISCH Magazin no.44 /2019
Foto: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider (c) privat

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider ist Professorin für Landschaftsentwicklung, Erholung und Tourismus an der Universität für Bodenkultur in Wien. Uns erklärt sie, welche Veränderungen es bereits gibt, worauf man sich noch einstellen muss und warum der Klimawandel würden Tourismus auch Chancen bringt.

Klimawandel und Tourismus: Seit wann forschen Sie in diesem Bereich und was hat sich in dem Zeitraum aus Klima-sicht am dramatischsten verändert?

Die Forschungsarbeiten begannen zunächst im Zusammenhang mit dem Wintersport zu Beginn der 90er Jahre und im Zusammenhang mit der Beschneiung. Damals ging man (nur) von der Ausbesserungsbe-schneiung und der Unterstützung zu Weihnachten aus sowie zur Siche-rung von Großveranstaltungen. Be-schneiung als „normaler" Teil eines Skigebietsmanagements, das kam erst später.

Welche Veränderungen hat der Klimawandel in österreichischen Tourismusgebieten bereits bewirkt?

Bisher haben die Anpassungsprozesse erhebliche negative Auswirkungen auf den Tourismus verhindert. Feststellbar sind Rückzug des Permafrosts und Gefahr von Steinschlag, Gletscherveränderungen, lokale Schäden durch Muren im Alpenraum, Trockenheit und partiell Trinkwasserknappheit vor allem im Osten Österreichs, Veränderungen an den Fließgewässern, Verschiebung der Schneefälle in den Spätwinter usw.

Inwieweit ist der Tourismus Mitverursacher des Klimawandels? Welche Faktoren des Tourismus beeinflussen den Klimawandel am meisten?

Jede Reiseaktivität leistet durch die dabei entstehenden Treibhausgase einen Beitrag zum Klimawandel. Lange Flugreisen sind dabei besonders belastend. Es zeigt sich, dass zwar auch Gastronomie, Hotels und die Aktivitäten Beiträge leisten, die Wahl des Verkehrsmittels und des Reiseziels jedoch eine besondere Rolle spielen. Ein guter Grund die exzellenten Angebote im eigenen Land zu nutzen.

Wird man in zehn Jahren überhaupt noch ohne künstliche Hilfsmittel skifahren können? Sprich, wohin entwickelt sich die Wintersaison klimatisch?

Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass wir den Wintersport in der Weise, wie wir es aus den ver-gangenen Jahren gewohnt sind, d. h. mit Unterschieden nach Höhenlagen, aber auch schneearmen Zeiträumen dazwischen, min zehn bis 15 Jahre fortführen können. Danach wird die Wahrscheinlichkeit von kritischen Zeiträumen größer. Das Produkt wird vermutlich aber auch noch dann den Markt im Winter bestimmen. Wir ge-hen auch davon aus, dass sich Winter-ferien entwickeln, die in der Summe etwas weniger sportbezogen und mehr auf das Ausspannen, die Kulinarik und die Gesundheit ausgerichtet sind. Man darf sich das nicht als harten Einschnitt vorstellen, sondern als schrittweise Verschiebung.

Wie wird der Klimawandel aus Ihrer Sicht den Tourismus in den nächsten Jahren beeinflussen und verändern?

Es wird eine große gesellschaftliche Herausforderung, die Ziele des Pariser Abkommens zu erfüllen, und es wird und muss viele Bereiche betreffen. Der Tourismus ist einer von ihnen. Billigflüge werden sicher hin-terfragt und durch Steuern unattraktiv werden. Der Klimawandel stellt eine Herausforderung für die touristischen Unternehmen dar – aber auch eine Möglichkeit der Profilierung. Ferien mit gutem Gewissen werden einen Markt bekommen. Eine veränderte Nachfrage kann und wird den Tourismus der nächsten Jahre beeinflussen. Das kann man ja bereits heute beobachten. Der Plan T des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus verfolgt und stärkt diese Vision.

Viele Unternehmen denken die Entwicklung bereits voraus, es gibt Seilbahnunternehmen, die Strom pro-duzieren mit ihrer Beschneiungsanlage, Niedrigenergiehotels, Versorgung mit Fernkälte statt Klimaanlagen, Konzepte für abfallsparenden Service, neue gastronomische Zugänge mit weniger Fleisch usw. Am wichtigsten ist der Bereich Verkehr. Hier fehlen vor allem Konzepte für die letzten Kilometer und für die Mobilität am Ort.

Was kann und muss der österreichische Tourismus aus Ihrer Sicht tun, um aktiv und positiv mit dem Klimawandel umzugehen?

Es gibt viele Ansatzpunkte, die wir in dem Report zu Klimawandel und Tourismus ansprechen, und die zahlreiche Bereiche (s. o.) betreffen. Bei all den Maßnahmen darf nicht vergessen werden, dass Urlaub in Österreich ein Erlebnis ist und sein soll. Es muss ein Ziel sein, diese Maßnahmen mit dem Erlebnis zu verbinden – z. B. eine herausragende Küche mit geringer CO2 Belastung, ein Fahrradurlaub - und kein Urlaub mit dem erhobenen Zeigefinder und nur für „Gutmenschen“ oder unter Betonung des Verzichts. Ideal wäre es, wenn ich als Urlauber oder Urlauberin weiß (und nachprüfen könnte), dass mein Urlaub in Österreich – dann, wenn ich meine Anreise kompensiere - nicht nur bequem und, erlebnisreich, sondern auch weitgehend CO2-neutral ist und ich das eigentlich nicht merke oder in diese Richtung „geschubst“ werde.

ZUR PERSON:

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ulrike Probst-Haider

ist seit 2003 Professorin für Landschaftsentwicklung, Erholung und Tourismus an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach dem Studium der Landschaftsplanung an der TU München-Weihenstephan, Promotion an der Ludwig-Maximilian-Universität München 1988 und Habilitation an der TU München 2000 sowie der Leitung der Arbeitsgruppe für Landnutzungsplanung seit 1988 in Oberbayern erfolgte die Berufung nach Wien. Zu den aktuellen Forschungsthemen ge-hören neben dem ländlichen und nachhaltigen Tourismus auch die Klimawandelanpassung, die Erholungsplanung sowie naturschutzfachliche Planungs- und Prüfinstrumente.

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