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2019: Familien in Österreich

2019: Familien in Österreich

Expertinnen- Interview erschienen in:
ZWEI UND MEHR - Das Familienmagazin / Herbst 2019
Foto: Dr.in Christine Geserick © ÖIF

Dr.in Christine Geserick ist Familiensoziologin. Sie arbeitet seit 2003 am Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind junge Erwachsene, qualitative Forschungsmethoden und die historische Entwicklung von Familien.

Was hat sich für Familien in den letzten zehn Jahren in Österreich verändert?

Aus statistischer Sicht ist der oft diskutierte Geburtenrückgang der letzten Jahrzehnte nun ins Stocken geraten. Seit 2013 ist sogar ein kleiner Aufschwung zu beobachten. Auf politisch-rechtlicher Ebene ist der offenere Zugang gegenüber modernen Familienformen bemerkenswert. Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich hier viel getan. Es gab gesetzliche Änderungen, die Familienformen stärker berücksichtigen, die nicht „klassisch“ (Vater-Mutter-Kind) zusammenleben. So gibt es seit 2010 in Patchworkfamilien neue Rechte und Pflichten für den nicht leiblichen Elternteil. Ein weiterer großer Schritt war die sogenannte „Ehe für alle“. Seit dem 01.01.2019 können nun auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Die neue Regelung ermöglicht ihnen zum Beispiel eine gemeinsame Elternschaft.

Gibt es mehr oder weniger Familien als vor zehn Jahren?

Die Zahl der Familien in Österreich ist etwas gestiegen: seit 2008 um etwa 100.000. Es gibt damit 2,4 Millionen Familien in Österreich. In der Steiermark leben aktuell rund 349.000 Familien. Auch hier gab es einen geringen Zuwachs um 4.000 Familien. Als Familie zählt die Statistik Paarhaushalte (Ehepaare oder Lebensgemeinschaften) mit und ohne Kinder (jeden Alters) sowie Alleinerziehende.

Was hat sich bei der Familiengründung verändert?

Es setzt sich der Trend weiter fort, dass Frauen und Männer immer später heiraten und Kinder bekommen. Bei der Geburt ihres ersten Kindes ist eine Frau heute durchschnittlich fast 30. Auch das Erstheiratsalter liegt dort. Männer sind jeweils nochmal zwei Jahre später dran. Dabei ist es mittlerweile häufig so, dass sich die klassische Abfolge „erst heiraten, dann Kinder kriegen“ umkehrt. Viele Paare bekommen zuerst ein Kind und heiraten anschließend. Gerade die Steiermark hat traditionell eine hohe Quote an nicht ehelich geborenen Kindern. Hier wird aktuell jedes zweite Kind von einer noch ledigen Mutter geboren. In Österreich ist es jedes vierte Kind.

Wie haben sich Familienformen gewandelt?

Es gibt weniger Veränderungen als oft gedacht. Die Zahl der Patchworkfamilien hat sich kaum erhöht. Ihr Anteil liegt seit der ersten statistischen Erfassung (2007) konstant um 8 % (Anteil an allen Paarhaushalten). Tatsächlich geändert hat sich lang- und kurzfristig der Anteil nicht ehelicher Lebensgemeinschaften. Immer mehr Paare ziehen das der Ehe vor – zumindest so lange sie kinderlos sind.

Und wie haben sich die Haushaltsformen verändert?

Einpersonenhaushalte nehmen weiterhin zu. Sie machten 2018 37 % aller Privathaushalte aus (2008: 35 %). Vor allem ältere Frauen leben in diesen sogenannten „Singlehaushalten“. Gleichzeitig reduziert sich der Anteil von Paarhaushalten mit Kindern kontinuierlich. Jener ohne Kinder steigt. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Phase, in der man mit Kindern zusammenlebt, im Vergleich zur immer länger werdenden Lebensdauer verkürzt. Denn zusammenwohnende Paare, die noch kein Kind haben oder deren Kinder schon wieder außer Haus sind, werden von der Statistik als „Paarhaushalt ohne Kinder“ gezählt.

Was hat sich bei Scheidungen verändert?

Hier gab es in den letzten Jahren tatsächlich eine Trendumkehr: Die Scheidungswahrscheinlichkeit bei neu geschlossenen Ehen ist rückläufig. Sie wird in der sogenannten Gesamtscheidungsrate gemessen. Der Höchststand lag 2007 im Österreichschnitt bei 49,5 % (Steiermark 47,5 %). Seither schwankt sie. Aber sie sinkt insgesamt und beträgt nun in Österreich 41 % (2018) und in der Steier-mark 36,3 % (neueste Zahl 2017).

Was hat sich bei Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit verändert?

Ein großes Thema ist der Ausbau der Betreuung für Kinder unter 3 Jahren. Aktuell wird mehr als jedes vierte Kind in diesem Alter formal betreut. Es besucht also eine Kinderkrippe, einen Kindergarten oder hat Tageseltern. Vor zehn Jahren waren es halb so viele. Gleichzeitig wird vermehrt in die Entwicklung von Qualitätsstandards investiert. Denn man hat erkannt, dass es bereits in diesem Alter nicht nur um Betreuung, sondern auch um frühkindliche Bildung geht. Wichtig ist auch das Thema der Väterbeteiligung. Mit der Einführung des Familienzeitbonus („Familienmonat“ bzw. „Papamonat“) 2017 wurde ein finanzieller Anreiz gesetzt, damit sich vor allem mehr Väter bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder engagieren.

Wie werden sich Familien und ihre Formen in Österreich entwickeln?

Die Familienformen werden sich vermutlich nicht großartig verändern – eher ihre Rahmenbedingungen und Herausforderungen. Da gibt es einige. Zu nennen ist zum Beispiel die Vereinbarkeit von Pflege und Familie. Ein Thema, das mit der stetig zunehmenden Lebenserwartung wichtiger wird. In den Blick rücken werden sicher auch neue rechtliche und medizinische Möglichkeiten und Grenzen der Erfüllung eines Kinderwunsches. Vor allem ethische Fragestellungen werden hier eine Rolle spielen.

Österreichisches Institut für Familienforschung: www.oif.ac.at

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