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Klimawandel als Chance verstehen

Klimawandel als Chance verstehen

Interview erschienen in:
ZWEI UND MEHR - Das Familienmagazin/Frühling 2020
Foto: Dr.in Helga Kromp-Kolb © Mitja Kobal/Greenpeace

Die Em. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb war als Meteorologin an der Universität Wien und an der Universität für Bodenkultur tätig. Gleichzeitig initiierte und leitete sie bis 2018 das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU.

Wie hängen wir Menschen mit unserer Umwelt zusammen?

Wir sind Teil der Umwelt, Teil der Natur und von dieser abhängig. Ohne Natur können wir Menschen nicht überleben. Deswegen ist es so wichtig, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben. Die sogenannten drei Säulen der Nachhaltigkeit sind keineswegs gleichwertig. Die ökologische Säule (die Natur) sichert die Lebensgrundlagen. Die soziale Säule sichert die Lebensfreude und die ökonomische Säule sollte eigentlich nur ein Instrument sein, um menschliches Wohlergehen zu erleichtern. Deshalb kann Wirtschaft nie Selbstzweck sein, und Wirtschaftswachstum nur so lange wünschenswert, als es die anderen beiden Säulen fördert, nicht gefährdet.

Was bedeutet der Klimawandel für uns alle?

Einerseits eine sehr, sehr ernste Bedrohung, die wir sehr rasch entschärfen müssen. Es geht tatsächlich um das Überleben der Zivilisation. Die Jugendlichen, die auf der Straße streiken, werfen uns zu Recht vor, dass wir ihre Zukunft stehlen. Andererseits bietet der Klimawandel aber auch eine ganz große Chance, die Zukunft zu gestalten. Denn: Änderungen werden jedenfalls kommen.

Wie wird sich unser Leben verändern?

Der Klimawandel wird für praktisch alle Menschen auf der Welt das Leben schwerer machen: Extreme Ereignisse wie Überschwemmungen, Dürren, Hitzeperioden gehen an niemandem spurlos vorüber. Es wird massive Migration einsetzen, weil Menschen dort, wo sie bisher gelebt haben, keine Chancen mehr haben. Sei es, weil die Landwirtschaft sie nicht mehr ernähren kann, sei es, weil der Meeres spiegelanstieg ihr Land raubt.

Wie hängen dabei Ökologie und Soziales zusammen?

Wenn man Soziales am Lebensstandard misst (das heißt an der Größe des Fernsehschirms und des Autos, ob man in den Urlaub fliegen kann…), dann bedeutet das, dass Ökologie und Soziales Gegensätze sind. Je höher der Lebensstandard, umso brutaler wird die Natur ausgebeutet. Übrigens: meistens zugleich auch Menschen in der Dritten Welt. Misst man aber Soziales an der Lebensqualität, der Lebensfreude, sieht die Sache anders aus. Denn Lebensfreude gewinnt man, wenn man Zeit hat für Familie und Freunde, für Kultur und Bildung, wenn man in einer intakten Natur lebt und gesund ist. Das erfordert nicht viele Ressourcen und lässt sich hervorragend mit dem Erhalt der Natur verbinden.

Was können wir alle tun, damit wir auch eine Zukunft haben?

Die UNO hat mit den nachhaltigen Entwicklungszielen, deren Umsetzung sich alle Staaten in der Zeit von 2015 bis 2030 vorgenommen haben, eine Vision vorgegeben. Daran zu arbeiten müsste eine zentrale Aufgabe jedes Staates sein. Dazu können alle durch das eigene Verhalten bei tragen: durch persönliche Entscheidungen, durch Entscheidungen im Beruf aber auch als Wählerin oder Wähler.

Was können Kinder und Jugendliche heute schon tun?

So bedauerlich es ist, dass Jugendliche für ihre Zukunft kämpfen müssen, dass die ältere Generation sie ihnen nicht sichergestellt hat, so wichtig ist es, dass sie es tun. Keine der großen gesellschaftlichen Errungenschaften, wie Versammlungs- und Streikrecht, allgemeines Wahlrecht für Männer und Frauen und so weiter, ist uns in den Schoß gefallen. Darüber hinaus geht es natürlich auch darum, den eigenen Ressourcenverbrauch einzuschränken: Aus Klimasicht müssen die Emissionen bis 2030 halbiert werden. Das bedeutet halb so viele „Dinge“ – Kleidung, iPhones, Ski – kaufen, halb so lange heiß duschen, halb so viel Netflix schauen oder streamen, halb so weit mit dem Auto fahren, womöglich gar nicht fliegen und mehr. Natürlich kann man zwischen den Maßnahmen jonglieren. Aber das Resultat muss stimmen. Uns diese Schritte zu erleichtern, ist Aufgabe der Politik: Klima-freundliches Handeln muss billiger und einfacher sein als klimaschädliches.

Wie kann man den Klimawandel als Chance verstehen und nutzen?

Der Übergang zu erneuerbaren Energien, die in unserem eigenen Land zur Verfügung stehen, bedeutet, dass weniger Geld ins Ausland fließt, mehr für heimische Projekte zur Verfügung steht; etwa für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und von Radwegen. So kann man durch mehr Bewegung, weniger Luftverunreinigung und Lärm gesünder leben. Autos muss man nicht mehr besitzen. Man kann öffentliche E-Autos benutzen. Auch die Umstellung der Ernährung auf lokal, saisonal, biologisch und fleischärmer dient der Gesundheit und dem Geschmack. Zugleich wird in den Böden Humus aufgebaut. Das ist ein Schutz vor Trockenheit und Überschwemmungen und sichert Einkommen für die Bauern. Die Liste lässt sich mit besseren, haltbareren Produkten, die auch reparierbar sind, fortsetzen. Sie sind teurer – aber man braucht weniger davon. Es geht jetzt darum, gute Lösungen zu finden, die Klimaschutz mit höherer Lebensqualität verbinden. Das ist gut möglich, wenn man bereit ist, einige Gewohnheiten zu ändern.

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